Scenario-based Design (auch Scenario-based Development oder Scenario-based Deveopment Framework) beschreibt einen Prozessablauf zur Entwicklung von interaktiven Produkten. Scenario-based Design (SBD) ist ein etablierter Ansatz aus der nutzerzentrierten Gestaltung, beschrieben von Rosson & Carroll (2002). Wie bei anderen Methoden aus aus diesem Bereich, stehen der Nutzer und seine Bedürfnisse im Mittelpunkt des Entwicklungsprozesses.
“The overall process is one of usablility engineering, where the scenarios support continual assessment and elaboration of the systems’s usefulness, ease of use, and user satisfaction. The aim is to develop a rich understanding of current activities and work practices, and to use this understanding as a basis for activity transformation.“
(Rosson & Carroll 2003, S. 1046; Hervorhebung C.S.)
Die Rolle von Szenarien im Scenario-based Design
Im Gegensatz zu anderen Ansätzen, welche die Bedürfnisse durch formale Analyse und abstrakte Modellierung betrachten, stehen im SBD Szenarien im Mittelpunkt. Diese beschreiben narrativ die Nutzung eines Systems aus der Sicht eines Benutzers (s. Artikel: Was sind Szenarien?). Mit Hilfe der Szenarien werden alle Phasen des Entwicklungsprozesses durchlaufen. Anfangs schildern sie die aktuelle Situation, in der das zu entwicklende System Unterstützung bieten soll. Dann wird das Szenario umgeformt: es beschreibt nun das zukünftige System und wie sich die Situation für den Nutzer dadurch verändert. Diese Vision wird Schritt für Schritt ausgestaltet und verfeinert.
Dabei sind die Szenarienbeschreibungen das maßgebliche Darstellungs– und Arbeitsmittel für den Entwurf des neuen Systems. Wie eine Skizze vermitteln sie das Wesentliche der Nutzungsituation:
” A user interaction scenario is a “sketch of use”. It is intended to vividly capture the essence of a an interaction design, much as a two-dimensional paper-and-pencil sketch captures the essence of a physical design. (?)“
(Rosson & Carroll 2003, S. 1042)
Claims Analysis — ein weiteres zentrales Element
Das Verfassen der Szenarien ist eng verzahnt mit der kritischen Betrachtung derselben. In der Claims Analysis werden die wesentlichen Aspekte eines Szenarios identifziert, welche Auswirkungen auf das Erlebnis des Nutzer (User Experience) in der Nutzungssituation haben. Für diese Aspekte werden die vermuteten Vor– und Nachteile aufgelistet.
Diese “Claims” ergänzen die Szenariobeschreibungen: Ihre Aufgabe ist es die wichtigen Merkmale eines Entwurfs zusammenzufassen und deren Auswirkungen zu erläutern. Weiterhin unterstützen sie eine ausgewogene Betrachtung einer Nutzungssituation, da positive und negative Aspekte gegenübergestellt werden. Für die darauf folgende Entwurfsarbeit geben sie wichtige Hinweise. (Rosson & Carroll 2002, S. 72)
“Claims analysis leads designers to reflect on the usage implications of their design ideas while the ideas are being developed.“
(Rosson & Carroll 2003, S. 1046 )
Wie ist der Ablauf des Entwicklungsprozesses?
Die folgende Grafik bietet eine Übersicht über die Phasen des Sceanrio-based Design Prozesses. Es handelt sich um einen iterativen Prozes (in der Grafik angedeutet durch die grauen Pfeile).(Darstellung angelehnt an Rosson & Carroll 2003, S. 1046)
Der SBD-Prozess besteht aus folgenden Phasen:
Analyse
Ein Projekt beginnt mit einem Grundkonzept Ausgehend davon werden werden empirische Daten über die aktuelle Nutzungssituation erhoben und analysiert. Problemszenarien fassen die Ergebnisse der Analyse zusammen; in der Claims Analysis werden die Vor– und Nachteile der Situation dokumentiert.
Design
Aus der aktuellen Situation aus den Problemszenarien wird die Vision einer neuen Nutzungssituationen geformt. Diese anfänglich groben Beschreibungen werden schrittweise ausgearbeit und verfeinert. Alle Szenarien werden Im jeweiligen Schritt per Claims Analysis evaluiert und iterativ verbessert.
- Beginnend mit den Aktivitätszenarien, wird das Grundkonzept und die Funktionalitäten des neuen Systems geschildert.
- Darauf aufbauend wird die Informationsdarstellung mit einbezogen. Das Ergebnis sind die Informationsszenarien.
- Die Interaktionszenarien gehen näher darauf ein, wie man das neue System benutzt. Hier werden komplette Interaktionsequenzen mit Ein– und Ausgabe beschrieben.
Protoyping & Usablility Evaluation
SBD geht davon aus, dass man während des gesamten Designprozess Gestaltungsideen evaluiert (Rosson & Carroll 2002, S. 209). Einerseits geschieht dies durch das Schreiben der Szenarien selbst und durch die Reflektion mittels der Claims Analysis. Andererseits werden während des Designprozess aus Szenarien Prototypen entwickelt:
“In SBD, prototypes are built in parallel with writing scenarios. A scenario describes how features of a system contribute to the user’s experience; a prototype is a preliminary implementation of a system or its features.” (Rosson & Carroll 2002, S. 209)
Prototypen können in Form einer Usability Evaluation direkt getestet werden. Für die Tests lassen sich Usability Spezifikationen aus Szenarien ableiten: Sie beschreiben Aufgaben die als Vorlage für die Testgestaltung dienen können. Aus den Claims resultieren außerdem Hypothesen, die im Test geprüft werden können. Die Ergebnisse aus den Usability Evaluationen fließen in die weitere Entwicklung mit ein.